Energiewende beschleunigen – Die Bundesregierung

Onshore Windkraftanlage in Schleswig-Holstein

 

Foto: Siemens AG
Mit Wind Energiewende beschleunigen
Im Energiekonzept 2050 ist die Atomenergie die Brücke ins Zeitalter der erneuerbaren Energien. Die Brücke könnte nun kürzer ausfallen. Die regenerative Energieversorgung soll schneller erreicht sein. 

Wegen des Reaktorunglücks in Japan sucht die Bundesregierung nach Wegen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. Zentrale Ziele sind: Investitionen in Windenergie, die Anpassung der Infrastruktur und zusätzliche Anstrengungen zur Effizienzsteigerung.

Mehr erneuerbare Energien schon 2020

Die bisherigen Pläne sahen eine Verdopplung des Anteils der regenerativen Energien am Gesamtenergieverbrauch bis 2020 vor. Aktuelle Szenarien zeigen, dass die erneuerbaren Energien in zehn Jahren bereits 40 Prozent zur Stromversorgung beitragen können. Dabei wird eine Steigerung um 12 Terawattstunden (TWh) pro Jahr als realistisch angesehen (1 Terawattstunde = 1 Milliarde kWh).

Problem Grundlastversorgung

Der Ausbau erneuerbarer Energien allein reicht aber nicht aus, um den Energiebedarf zu decken. Denn Wind- und Sonnenenergie schwanken. Strom soll aber verfügbar sein, wenn man ihn braucht.
Derzeit speisen die Erzeuger Wind- und Sonnenenergie ein, wie sie anfallen. Liefern diese Quellen keinen Strom, springen Kohle- und Kernkraftwerke ein.
Welche Bedeutung die kontinuierliche Verfügbarkeit der Energie hat, verdeutlicht der Vergleich von zwei Zahlen: Kernenergie hat einen Anteil von 23 Prozent an der Stromversorgung. Sie trägt aber 45 Prozent der Grundlast, also den Anteil, der dauerhaft verfügbar sein muss. Fünfhundert Windräder auf See haben zwar die Leistung eines Kernkraftwerks. Sie laufen aber nur etwa in der Hälfte der Zeit, während ein Kernkraftwerk rund um die Uhr Strom liefern kann.

Damit die erneuerbaren Energien die wichtigste Energiequelle werden, müssen wir zwei Probleme lösen. Wir brauchen

  • Energiespeicher, um die Schwankungen abzufangen und
  • leistungsfähige Netze, durch die der Strom zum Verbraucher gelangt.

Nationaler Pakt für Netze

Anfang 2011 hat der Gesetzgeber die Grundlagen für Erleichterungen bei den Planungen und Genehmigungen der Netze gelegt. Zudem hat das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) den „Nationalen Pakt für Netze“ ins Leben gerufen. Der Netzausbau sei die entscheidende Stellschraube, damit der Strom aus den erneuerbaren Energien auch bei den Verbrauchern ankomme, erläutert Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. „Unser Bedarf an neuen Netzen ist gigantisch. Diese besonderen Herausforderungen verlangen besondere Kraftanstrengungen. Daher haben wir die Netzplattform geschaffen“, so Brüderle weiter.
Arbeitsgruppen befassen sich mit unterschiedlichen Aspekten: Von der Anbindung der offshore-Windenergie, über Genehmigungsverfahren für neue Leitungen bis hin zur gesellschaftlichen Akzeptanz.

Im März hat das BMWi Eckpunkte für ein Gesetz zur Beschleunigung des Netzausbaus vorgelegt.

Um die Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen, muss das Stromnetz zu einem flexiblen, „denkenden“ System werden, einem Smart Grid (intelligenten Netz): Eine kommunikative Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern, Speichern und  Verbrauchern, um Gewinnung, Speicherung, Verteilung und die Netzspannung zu optimieren.

Der Verbraucher braucht, um Bestandteil eines solchen intelligenten Netzes zu sein, einen so genannten Smart Meter. Dieser ist zum Beispiel in der Lage, die schwankende Preise innerhalb eines Tages auszulesen und darauf zu reagieren. Es gibt bereits innovative Lösungen für dezentrale, flexible Komponenten, die aber noch nicht flächendeckend einsetzbar sind. Zum Beispiel hocheffiziente Mini-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für Wohnhäuser, die Heizwärme und Strom produzieren. Sie sind so gesteuert, dass sie den Strom dann einspeisen, wenn er besonders knapp ist. So wirken sie als sinnvolle Ergänzung zu Wind und Sonne.

Eine andere Überlegung setzt Elektroautos gezielt als Speicher im System ein. Die Batterie lädt auf, wenn Strom im Überfluss da ist. Benötigt das Auto den Strom nicht fürs Fahren, könnte die Batterie sogar wieder Strom einspeisen, wenn er gerade knapp ist.
Anreiz für solche Verfahren ist heute schon der Preis. Er steigt, wenn die Nachfrage hoch und das Angebot gering ist. Solche Modelle können also auch lukrativ sein.

Weitere Informationen zu Intelligente Netze

17 Prozent Strom aus regenerativen Quellen

Die Erneuerbaren haben nach vorläufigen Berechnungen 2010 bereits einen Anteil von 17 Prozent an der Stromversorgung. Mit rund sechs Prozent Anteil an der gesamten Stromerzeugung war Windenergie wieder die wichtigste Säule. Biogas und  Photovoltaik haben ihre Anteile deutlich gesteigert. Der Solarstrom konnte seinen Beitrag auf rund 2 Prozent nahezu verdoppeln.

Elf Prozent des Gesamtenergiebedarfs

Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch für Wärme stieg von 9,1 Prozent im Jahr 2009 auf knapp 10 Prozent im Jahr 2010. Ihr Anteil am Kraftstoffverbrauch erhöhte sich leicht auf 5,8 Prozent (2009: 5,5 Prozent). Insgesamt konnten die erneuerbaren Energien damit 2010 bereits etwa 11 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs an Strom, Wärme und Kraftstoffen decken. Dies liegt deutlich über dem Wert von 2009 mit 10,4 Prozent. Das ist besonders bemerkenswert, weil der Gesamtenergiebedarf deutlich über dem Vorjahresniveau lag: wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs und der kalten Witterung.

Gut fürs Klima und die Wirtschaft

Auch hinsichtlich ihres Beitrags zum Klimaschutz konnten die erneuerbaren Energien weiter zulegen. Ihr Einsatz hat 2010 rund 120 Millionen Tonnen Treibhausgase vermieden (2009: 111 Millionen Tonnen). Allein durch die Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) waren das rund 58 Millionen Tonnen.
Auch ihre Bedeutung als Wirtschaftsfaktor steigt stetig. Die Investitionen in erneuerbarer Energien lagen 2010 mit rund 26 Milliarden Euro nochmals etwa ein Viertel höher als 2009 mit 20,7 Milliarden Euro.
Die mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien verbundene Beschäftigung spiegelt diese Entwicklung wider. Sie ist 2010 erneut gestiegen und liegt nach aktuellen Schätzungen inzwischen bei rund 370.000 Arbeitsplätzen. Gegenüber 2009 (rund 339.500 Beschäftigte) ist dies ein Plus von etwa 8 Prozent, seit 2004 (rund 160.500 Beschäftigte) deutlich mehr als eine Verdopplung.

Bundesregierung.deWind

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„Religionen sind grundsätzlich nicht demokratiefähig“ – Interview mit Hamed Abdel-Samad in Cicero

 
Hamed Abdel-Samad: „Die Religion ist ein Teil des Problems“
zoom

Der Autor Hamed Abdel-Samad debattiert am Sonntag, den 3. April im Berliner Ensemble mit Cicero-Chefredakteur Michael Naumann und dem Journalisten Frank A. Meyer über die politischen Umbrüche in der arabischen Welt. Vorab spricht er mit Cicero Online über den Geburtsfehler im Islam, die fehlende Trennung von Religion und Staat und das unanständige Verhalten der deutschen Regierung im Libyen-Konflikt.

Herr Abdel-Samad, Sie sind mit 23 Jahren nach Deutschland gekommen, waren nach eigenen Aussagen latent antisemitisch und dem Westen gegenüber mehr als kritisch eingestellt. Wie kam es zu diesem Wandel vom Westen-Hasser zum Islam-Kritiker?
Es war ein sehr langer Weg, ein mühsamer Prozess. Ich war meinem Gastland gegenüber feindlich gesinnt, was dazu führte, dass ich mich auch in meiner eigenen Haut nicht wohl fühlte. Ich projizierte innere Konflikte auf das Land, in dem ich lebte und machte es für eigene Probleme verantwortlich. So verpasste ich die Chance zu erkennen, was bei mir selbst, was bei meiner eigenen Kultur schief läuft. Irgendwann erkannte ich dieses Spiel. Dieser Identitätspoker, den ich lange gespielt habe, hat mir geschadet. Schließlich habe ich mich entschieden, ehrlicher mit mir und meiner Kultur umzugehen. So kam es zu meiner ganz persönlichen Transformation.

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Integrationsdebatte in Deutschland: Multikulturell sind wir schon ohne Einwanderer – Soziologe Armin Nassehi

Quelle: Qantara de
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Konfessionen oder Subkulturen: Die Integrationsleistung der Bundesrepublik ist beachtlich. Warum die Sehnsucht nach einer deutschen Leitkultur geradezu unpatriotisch ist, erklärt der Soziologe Armin Nassehi in seinem Essay.
Armin Nassehi während einer Hochschulvorlesung; Foto: dpa/picture alliance
„Die Bundesrepublik war integrativer, liberaler, republikanischer, als ihre politischen Stichwortgeber es wussten oder wissen wollten. Die Rede von der deutschen Leitkultur ist daher nicht nur kleinbürgerlich, sondern geradezu unpatriotisch“, meint der Soziologe Armin Nassehi

Seit zehn Jahren wird in der Bundesrepublik in regelmäßigen Abständen über die Leitkultur debattiert. Anlass waren stets Folgen von Einwanderung und Auseinandersetzungen um den Integrationsstatus von Einwanderern und ihren Nachkommen. 

Die Forderung nach Anerkennung einer „deutschen Leitkultur“ wird stets dann laut, wenn die Analyse empirischer Realitäten zu kompliziert wird und man für populistische Forderungen verträglichere Formulierungen sucht.

Vom Schreckgespenst der Einwanderungsmilieus

Schwerer scheint man vermitteln zu können, dass die Integration auch türkischer Arbeitsmigranten und ihrer Nachkommen in Deutschland weitgehend als gelungen angesehen werden kann, wie auch neueste Forschungsergebnisse belegen.

Einfacher ist es dagegen, manche ohne Zweifel problematischen Einwanderungsmilieus in sozialen Brennpunkten als Bedrohung für unser Land auszugeben und dann nach einer Leitkultur zu rufen – ohne genau sagen zu können, was das eigentlich sei.

Besser wäre es, die Anstrengungen der letzten beiden Legislaturperioden zu intensivieren, eine aktivere Integrationspolitik zu betreiben und migrationspolitisch auf den Stand von aktiven Einwanderungsländern zu kommen.

Die Wirtschaftsverbände sind hier weiter als die Politik oder die Bildungsadministration. Von anderen Ländern kann man lernen, dass sich Migration durchaus kreativ gestalten lässt; auch lernen könnte man übrigens, dass die Integrationskraft der Bundesrepublik offensichtlich stärker ist, als wir glauben.

Die Einwanderungsgeschichte der Bundesrepublik zeigt, dass die Institutionen des Staates und des Rechts, der Bildung und der Kultur, der Wirtschaft und sogar der Religion eine Integrationskraft entwickelt haben, ohne dass das jemand gewollt hat und ohne dass dies irgendwie leitkulturell flankiert werden musste. Das Land war integrativer, liberaler, republikanischer, als ihre politischen Stichwortgeber es wussten oder wissen wollten.

Verzicht auf kulturelle Homogenität

Wer die Integrationskraft unserer Gesellschaft verstehen will, muss jenseits aller Migrationsfragen zur Kenntnis nehmen, dass moderne, liberale Gesellschaften vor allem dadurch integriert werden, dass sie auf kulturelle Homogenität und einen Konsens über Lebensformen weitgehend verzichten können. Sie zehren weniger von Gemeinsinn und Gemeinschaftlichkeit, sie sind vielmehr Gesellschaften von Fremden – die ihre Fremdheit als Ressource begreifen, nicht als Problem.

Multikulturelle Grundschule in Berlin; Foto: dpa/picture-alliance
Multikulturalismus als selbstverständliche gesellschaftliche Realität: die Bundesrepublik ist erfolgreich darin, unterschiedliche Milieus und Lebensformen zu integrieren – migrantische und autochthone.


Moderne, urbane Lebensformen sind nur deshalb möglich, weil sich hier vor allem Fremde begegnen. Gerade in den Ballungsräumen, in denen sowohl räumliche Nähe als auch funktionale Abhängigkeiten untereinander extrem gesteigert sind, werden die Grenzen der Gemeinschaft – die Unmöglichkeit, das gesellschaftliche Leben auf direkte persönliche und kulturelle Reziprozität aufzubauen – besonders deutlich. 

Eine liberale Gesellschaft lebt vom bürgerlichen Privileg, in Ruhe gelassen werden zu können. Nur hier kann es gelingen, die Fremdheit des anderen nicht bedrohlich zu finden. Und nur hier kann es gelingen, dass auch ethnische, sexuelle, kulturelle Minderheiten von der Fremdheit und Indifferenz unserer Umgangsformen profitieren.

Die Zukunft unserer Lebensformen wird sich daran erweisen, ob es gelingt, dieses bürgerliche Privileg der Fremdheit zu erhalten. Der Lackmustest dafür ist die Frage, wie viel soziale Ungleichheit sie aushält und wie viel Pluralität sie gewährt.

Letztlich lebt die liberale Gesellschaft von Unsichtbarkeit. Nicht in dem Sinne, dass man die Pluralität nicht sieht; entscheidend ist vielmehr, dass das fremde, das unvertraute, das andere Milieu nicht weiter auffällt, weil der Alltag eben nicht auf kulturelle Integration angewiesen ist. Auch ohne Einwanderungsmilieus wäre unsere Gesellschaft kulturell außerordentlich plural.

Lebensstile und moralische Standards, ästhetische Vorlieben und Glaubensfragen, Gewohnheiten und Ansprüche – all das produziert unterschiedlichste Welten, vielleicht kann man sogar sagen: Parallelgesellschaften. Unsere Institutionen des Arbeitsmarktes, der Märkte für Produkte und Dienstleistungen, der Bildung, der Massenmedien, sogar der religiösen Praxis und der Freizeitindustrie haben sich auf diese unterschiedlichen Realitäten und Kontexte eingestellt.

Leitkulturgerede als Beschwichtigung

Wenn die Bundeskanzlerin betont, Multikulti sei gescheitert, dann hat sie im Hinblick auf naive Schwärmereien über das Fremde und Exotische recht. Aber sie blendet aus, wie plural und multikulturell unser Land auch ganz ohne Migranten schon ist, und wie sehr es uns gelingt, dies zu entschärfen.

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Interview mit Egemen Bağış: „Wir sehen Europa als eine Wertegemeinschaft“

Quelle: Qantara de
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Der türkische Chefunterhändler für die Beitrittsverhandlungen mit der EU, Egemen Bağış, glaubt, dass eine Mitgliedschaft seines Landes in der Europäischen Union weniger aus ökonomischen Gründen notwendig sei. Der türkische Beitritt könne jedoch eine wichtige Botschaft an die islamische Welt aussenden.

Ayşe Karabat hat sich mit ihm unterhalten.
Der türkische Chefunterhändler für die Beitrittsverhandlungen mit der EU, Egemen Bağış; Foto: AP
„Die Erwartungen der Türkei sind nicht auf das Ökonomische gerichtet. Wir sehen Europa als ein Europa der Werte, und darum wollen wir Mitglied werden“, meint der türkische Staastminister und Chefunterhändler für die Beitrittsverhandlungen mit der EU, Egemen Bağış.

Einige Staatschefs der EU-Mitgliedsstaaten denken, dass die Türkei kein EU-Mitglied werden sollte, weil es ein islamisches Land sei. Was denken Sie darüber? 

Egemen Bağış: Die türkische Gesellschaft ist nicht erst vor kurzem zum Islam konvertiert. Als die Türkei eine Mitgliedschaft beantragte, war sie auch schon ein islamisches Land. Außerdem gehört der Islam innerhalb der EU längst zur Realität. Zehn Prozent seiner Einwohner sind Muslime. Die Brandstifter, die Autos anzündeten, waren junge, in Europa geborene Muslime, doch wer würde sie als „Fremde“ titulieren? Man sollte ihnen die richtige Botschaft senden, genauso wie den 1,5 Milliarden Muslimen in der Welt, die die Entscheidung der EU über den Beitritt der Türkei aufmerksam verfolgen. Es ist wichtig, ihnen die richtige Botschaft zu senden und ein Beitritt der Türkei wäre eine solche.

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Kann die Türkei einen positiven Beitrag zur EU leisten?
Bağış: Eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU wäre eine „Win-win“-Situation – für die Türkei, für Europa und auch darüber hinaus. Während Europa unter einer Wirtschaftskrise leidet, befindet sich die türkische Ökonomie bereits nach relativ kurzer Zeit wieder im Aufwind. Die Türkei ist die sechstgrößte Volkswirtschaft Europas mit einer Wachstumsrate von 11 Prozent. 

Wir haben uns einen neuen Slogan zugelegt, der lautet: „Keine Angst, Europa, die Türkei wird euch retten!“ Wenn Sie an die junge, 70 Millionen Menschen zählende Bevölkerung und die 1,5 Milliarden Konsumenten im regionalen türkischen Umfeld denken, wird doch eines ganz klar: Der Beitritt der Türkei wird nicht nur den europäischen Binnenmarkt vergrößern, sondern auch seine Wettbewerbsfähigkeit in der Weltwirtschaft steigern. Zudem ist die Türkei ein Energiekorridor zwischen Europa, Zentralasien und dem Nahen Osten.

Über 70 Prozent der Reserven an Rohöl und Erdgas, die die EU benötigt, liegen in Gebieten, die an die Türkei angrenzen. Das macht die Türkei keineswegs zu einer Belastung für die EU: sie wird der Union vielmehr eine gewaltige Last von den Schultern nehmen und einen wesentlichen Beitrag zu einer Union mit einer klaren Vision von Führung, Vielfalt und Einheit leisten. Gerade deshalb kann ich nur schwer verstehen, warum das Kapitel Energie in den Beitrittsverhandlungen nicht geöffnet werden kann, wenn es doch ein solch entscheidendes Potential bietet, die europäischen Märkte mit verlässlicher und nachhaltiger Energie zu versorgen.

Diese Kapitel können ja wegen der Zypernfrage nicht geöffnet werden. Was sollte die EU unternehmen, um einen Weg aus dieser Sackgasse aufzuzeigen?

Bağış: Was die EU in Hinblick auf Zypern tun muss, ist vor allem, ihre eigenen Beschlüsse umzusetzen. Schon 2004 beschloss der Europäische Rat einstimmig, der Isolation Nordzyperns ein Ende zu bereiten – genauso, als würde man Handel mit Taiwan treiben, ohne es anzuerkennen. Dies würde mir Munition geben, meine Häfen für (griechisch-) zypriotische Schiffe zu öffnen, was der Umsetzung des Zusatzprotokolls des Ankara-Abkommens bedeuten würde. Doch nur einer der 27 Staaten der EU treibt Handel mir Nordzypern: Südzypern. Es ist unfair, sie allein zu lassen.

Satellitenbild Zyperns; Foto: NASA/Creative Common License

Hürden für den Beitrittsprozess: Der außenpolitische Ausschuss des Europaparlaments kritisiert die fehlende Bereitschaft der Türkei, das Ankara-Protokoll zur Ausweitung der Zollunion auf Zypern umzusetzen.
Wenn die EU-Staaten beginnen, Flughäfen im Norden Zyperns anzufliegen, werde ich alle meine Häfen für das südliche Zypern öffnen, doch solange die Entscheidung des Europäischen Rates nicht umgesetzt wird, fällt es mir schwer, das zu tun. Wir leben schließlich in einer Demokratie und die Menschen werden sich im Hinblick auf die Zypernfrage schlecht behandelt fühlen. 

Einige meinen, dass die Türkei ihre Motivation, EU-Mitglied zu werden, verloren habe und dass sich deshalb der Reformprozess verlangsamt habe. Stimmen Sie dem zu?

Bağış: Trotz aller politischen Schwierigkeiten sind wir auf dem richtigen Weg – wie Sie auch an den EU-Fortschrittsberichten erkennen können, die von der Europäischen Kommission vorbereitet werden. Wenn diese Berichte auch für die Mitgliedsstaaten gemacht würden, könnten Sie sehen, dass wir sogar einiges mehr leisten als manche von ihnen. Wir haben uns dafür entschieden, unseren eigenen Zeitplan aufzustellen und wir denken, dass wir bis Ende 2014 den Prozess der Gesetzgebungsreform abgeschlossen haben werden.

Wir brauchen wir zum Beispiel ein neues, modernes Handelsrecht, was auch von der EU als eine Aufnahmebedingung genannt wurde. Die politischen Parteien haben sich geeinigt, ein solches Gesetz zu verabschieden. Da es sich um ein sehr umfangreiches Gesetzeswerk handelt, hätte es, wenn dieser Konsens nicht erreicht worden wäre, sicher zwei Jahre gebraucht, um es zu verabschieden. Dies ist in meinen Augen noch wichtiger als die Öffnung von drei oder vier neuen Kapiteln in den Beitrittsverhandlungen, weil dieses Gesetz mein Land näher an Europa rückt. (…)

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Eingeordnet unter EU, Iran, Islam, islamischen Welt, Syrien, Türkei

Shimshal: Eine Reise zurück in die Vergangenheit – Schwäbische Zeitung

Die Teuringerin Wilma Rehkugler (rechts) im Norden Pakistans. Foto: pr 

Die Teuringerin Wilma Rehkugler (rechts) im Norden Pakistans. Foto: pr

Shimshal/Nordpakistan/OberteuringenUm die Jahreszeit herrschen in 3200 Meter Höhe Durchschnittstemperaturen zwischen Minus zwölf bis Minus 20 Grad. So kalt, dass in den Wintermonaten Tag und Nacht geheizt werden muss. Bei den spärlichen Ressourcen ist es nur möglich einen Raum zu heizen, deshalb leben in den Einraumhäusern bis zu vier Generationen unter einem Dach. An den offenen Feuerstellen dient vorwiegend Yakmist als Heizmaterial, ab und zu Holz von Dornenbüschen. Richtiges Holz ist sehr teuer zu erwerben und wird normalerweise nur zum Bau verwendet.

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Shimshal gehört zu dem ehemaligen Fürstentum Hunza, das 1974 zu Pakistan eingegliedert wurde und liegt im Zentrum der vier höchsten Bergmassive der Erde: Himalaya, Karakorum, Hindukusch und Pamir. Die Einwohner bekennen sich zu den Ismaeliten mit dem Aga Khan als geistliches Oberhaupt. Es ist die geringste Form des Islam mit weniger strikten Regeln.

Hier komplett Artikel

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Eingeordnet unter Aga-Khan-Stiftung, Deutschland, Islam, islamischen Welt, Ismailiten, Muslime, Pakistan

Paderborn: Schiitische Theologen zu Gast bei Erzbischof Becker – Erzbistum paderborn

Erzbischof Hans-Josef Becker (4.v.r.) empfing am Dienstag in Paderborn eine Delegation schiitischer Theologen, darunter Dr. Seyed Abulkhasan Navab(5.v.r.), Direktor der University of Religions and Denominations in Qom und Mahdavi Mehr, Direktor der Al-Mustafa International University in Mashhad (3.v.r.). Die iranischen Wissenschaftler sind Gäste des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) der Universität Paderborn. Vom Vorstand des ZeKK nahmen Professor Klaus von Stosch (2.v.l.) und Professor Prof. Dr. Helga Kuhlmann (5.v.l.) teil.

Paderborn, 14. Dezember 2010. Erzbischof Hans-Josef Becker hat am Dienstag eine Delegation schiitischer Theologen in Paderborn empfangen. Die fünf Wissenschaftler aus dem Iran sind Gäste des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) der Universität Paderborn. Gemeinsam mit ihren deutschen Kollegen arbeiten sie an der Einrichtung eines Dialogs zwischen der Universität Paderborn und Hochschulen im Iran und im Libanon.

„Ich freue mich, dass sich erstmals auch in Deutschland ein christlich-schiitisches Gespräch entwickelt“, sagte Erzbischof Becker. Er verwies auf wichtige Gemeinsamkeiten zwischen Schiiten und Katholiken im Verstehen und Leben des Glaubens, „nicht zuletzt aufgrund der hohen Wertschätzung der Vernunft in beiden Traditionen“. Das Erzbistum unterstütze den geplanten Dialog zwischen den Hochschulen. Angesichts der angespannten Weltsituation und der immer wieder bemühten Rede vom „Kampf der Kulturen“ sei ein solches Vorhaben „ein konkreter Beitrag zum Frieden und zur Verständigung zwischen den Völkern“. Der Erzbischof zeigte sich überzeugt, dass zwischen Muslimen und Christen sehr viel an gegenseitiger Wertschätzung möglich sei, „ohne dass dadurch Abstriche am je eigenen Wahrheitsanspruch gemacht werden“.

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Eingeordnet unter Christentum, Deutsche Muslime, Iran, islamischen Welt, Paderborn, pluralismus

Buch: Ein Imam kämpft dafür, dass der Islam in Deutschland ankommt – IZ News

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„Trotzdem beobachtet“

(kna) «Grüß Gott, Herr Imam!», heißt sein Buch und es ist eine Premiere. Obwohl es schon seit einem halben Jahrhundert Imame in Deutschland gibt, veröffentlicht zum ersten Mal einer von ihnen ein Buch auf Deutsch. Das weckt Neugier, und so ist der Vortragsraum vor dem Münchner Völkerkundemuseum zur Buchvorstellung überfüllt. Draußen verteilen Anhänger der rechtslastigen «Bürgerbewegung Pax Europa» ihre Pamphlete, drinnen wartet der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück (ZdK), auf seinen Gesprächspartner. Benjamin Idriz gilt als fortschrittlicher muslimischer Theologe. Der 38-Jährige bejaht die Gleichberechtigung von Mann und Frau, bekennt sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und predigt auf deutsch. Trotzdem wird seine Gemeinde vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet.(…)
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Wer die Texte aus dem vorgestellten Buch hört, findet nichts, was dieses Misstrauen bestätigen könnte. Idriz lehnt zum Beispiel Trauungen «nur vor dem Imam» ab, weil er auch die Trauungsurkunde des Standesamts sehen will. Der Penzberger Imam ist gegen Zwangsehen und für Religionsfreiheit. Er will, dass Imame in Deutschland ausgebildet werden und dass sich Muslime im Gemeinwesen engagieren. «Das Gebet geht nach Mekka, die politische Ausrichtung nach Berlin», lautet seine Losung. Ein sogenannter Gottesstaat sei weder mit dem Islam noch mit der Demokratie vereinbar.

Grüß Gott, Herr Imam!: Eine Religion ist angekommen – Benjamin Idriz (Autor)

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Grüß Gott, Herr Imam!: Eine Religion ist angekommen
Amazion.de 

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Universität Paderborn:Viele Glückwünsche für Leibniz-Preisträgerin Prof. Dr. Christine Silberhorn

Jubel und Trubel um die frisch gebackene Leibniz-Preisträgerin Prof. Dr. Christine Silberhorn: Nach der überraschenden Mitteilung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am gestrigen Donnerstag (siehe Pressemitteilung von gestern) ließ die Physik-Professorin aus dem „Center for Optoelectronics and Photonics“ nicht nur mit ihrem Team die Sektkorken knallen. Sie nahm auch zahlreiche Glückwünsche von allen Seiten entgegen. Einem Überraschungsbesuch von Bürgermeister Heinz Paus am heutigen Vormittag folgten die Gratulationen der Mitglieder des Hochschulrats, der heute zum Jahresabschluss an der Universität tagt.

Auch das mediale Interesse an Professorin Silberhorn ist groß: In der regionalen Presse war sie heute Titelthema, am Abend ist sie als Studiogast in der Aktuellen Stunde des WDR zu sehen. Der Leibniz-Preis, der als „deutscher Nobelpreis“ gilt und mit 2,5 Millionen Euro dotiert ist, wird ihr im März 2011 zusammen mit neun anderen deutschen Wissenschaftlern verliehen.

Der Hochschulrat und die Universitätsleitung freuten sich mit der Preisträgerin (4. v. r.) über die höchste nationale Auszeichnung im Wissenschaftsbereich (v. l.): Prof. Dr. Leena Suhl, Prof. Dr. Gertrud Höhler, Prof. Dr. Jutta Langenbacher-Liebgott, Uni-Kanzler Jürgen Plato, Prof. Dr. Friedhelm Meyer auf der Heide, Prof. Dr. Winfried Schulze, Dr. Herbert Hanselmann und Uni-Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch, der Christine Silberhorn bei der DFG für den Preis vorgeschlagen hatte.
Der Hochschulrat und die Universitätsleitung freuten sich mit der Preisträgerin (4. v. r.) über die höchste nationale Auszeichnung im Wissenschaftsbereich (v. l.): Prof. Dr. Leena Suhl, Prof. Dr. Gertrud Höhler, Prof. Dr. Jutta Langenbacher-Liebgott, Uni-Kanzler Jürgen Plato, Prof. Dr. Friedhelm Meyer auf der Heide, Prof. Dr. Winfried Schulze, Dr. Herbert Hanselmann und Uni-Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch, der Christine Silberhorn bei der DFG für den Preis vorgeschlagen hatte.
Auch Paderborns Bürgermeister Heinz Paus überraschte Christine Silberhorn mit einem Blumenstrauß.
Auch Paderborns Bürgermeister Heinz Paus überraschte Christine Silberhorn mit einem Blumenstrauß.
Drei Leibniz-Preisträger: Informatik-Professor Friedhelm Meyer auf der Heide, Physik-Professorin Christine Silberhorn und der emeritierte Geschichts-Professor Winfried Schulze.
Drei Leibniz-Preisträger: Informatik-Professor Friedhelm Meyer auf der Heide, Physik-Professorin Christine Silberhorn und der emeritierte Geschichts-Professor Winfried Schulze.

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Aktuelle Ergebnisse: Aga Khan Award for Architecture 2010 – WA News

Wettbewerbsaufgabe:
The Aga Khan Award for Architecture was established in 1977 by His Highness the Aga Khan, the forty-ninth hereditary Imam of the Shia Ismaili Muslims, to enhance the understanding and appreciation of Islamic culture as expressed through architecture. Its method is to seek out and recognize examples of architectural excellence, encompassing concerns as varied as contemporary design, social housing, community improvement and development, restoration, reuse, and area conservation, as well as landscaping and environmental issues. Through its efforts, the Award seeks to identify and encourage building concepts that successfully address the needs and aspirations of societies in which Muslims have a significant presence. 

Preisgerichtssitzung:
Mai 2010
Bekanntgabe der Preisträger:
24. November 2010

Beteiligung:
401 Arbeiten, davon wurden 19 Arbeiten nominiert

Preisträger 2010:

– Wadi Hanifa Wetlands, Riyadh, Saudi Arabia
Arch.: Moriyama & Teshima Planners
Limited & Buro Happold
Bauherr: High Commission for the
Development of Arriyadh/Arriydh Development
Authority 

– Revitalisation of the Hypercentre of Tunis, Tunisia
Arch.: Association de Sauvegarde de la Médina de Tunis
Bauherr: Municipality of Tunis

– Madinat Al-Zahra Museum, Cordoba, Spain
Arch.: Nieto Sobejano Arquitectos,
Fuensanta Nieto & Enrique Sobejano
Bauherr: Junta de Andalucia, Consejeria de Cultura

– Ipekyol Textile Factory, Edirne, Turkey
Arch.: EAA – Emre Arolat Architects
Bauherr: Ipekyol Giyim Sanayi

– Bridge School, Xiashi, Fujian Province, China
Arch.: LI Xiaodong Atelier
Bauherr: Xiashi Village

Special Chairman´s Award:
Prof. Oleg Grabar, in recognitiion of his lifetime
contribution to the field of Islamic art and architecture

Quelle: WA
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AKDN Videos:

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Aga-Khan-Preis an Berliner Architekturprofessor – Goethe.de

Der Berliner Architekturprofessor Enrique Sobejano gehört zu den neuen Trägern des renommierten Aga-Khan-Preises.

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Er wurde zusammen mit seiner Kollegin Fuensanta Nieto für das neue archäologische Museum in der mittelalterlichen Ruinenstadt Madinat al Zahra im spanischen Cordoba ausgezeichnet, wie die Berliner Universität der Künste – an der Sobejano seit dem Wintersemester 2008 unterrichtet – mitteilte.

Die beiden Spanier haben ein gemeinsames Unternehmen mit Büros in Berlin und Madrid. In Deutschland sind sie mit der Erweiterung des Kunstmuseums Moritzburg in Halle an der Saale beauftragt.

Visualisierung – Wettbewerb Umbau und Erweiterung Kunstmuseum Moritzburg, 2006, Nieto Sobejano Arquitectos S.L.



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Aga-Khan-Preis an Berliner Architekturprofessor -In-online.de

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Enrique Sobejano
Enrique Sobejano wurde mit dem wichtigsten Architekturpreis der Welt ausgezeichnet.

Berlin (dpa) – Der Berliner Architekturprofessor Enrique Sobejano gehört zu den neuen Trägern des renommierten Aga-Khan-Preises.

Er wurde zusammen mit seiner Kollegin Fuensanta Nieto für das neue archäologische Museum in der mittelalterlichen Ruinenstadt Madinat al Zahra im spanischen Cordoba ausgezeichnet, wie die Berliner Universität der Künste am Mittwoch mitteilte.

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UdK-Professor Enrique Sobejano erhält renommierten Architekturpreis Aga Khan Award for Architecture 2010 – Localxxl.de

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Professor Enrique Sobejano (Studiengang Architektur) erhielt gemeinsam mit Fuensanta Nieto den diesjährigen Aga Khan Architekturpreis für das Madinat al Zahra Museum in Cordoba (Spanien). Sie …

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